Unzufriedenheit

Wie Larry Winget es in seinem Buch „Halt den Mund, hör auf zu heulen und lebe endlich!“ beschrieben hat, setzen wir uns erst um, wenn die derzeitige Position ungemütlich geworden ist und wir uns durch den Kraftaufwand (des Umsetzens) eine gemütlichere Sitzposition versprechen. Er benutzt Unzufriedenheit als Motivationsfaktor. Und im Grunde hat er recht. Wieso sollten wir uns bemühen, wenn wir zufrieden sind?
Aber Unzufriedenheit alleine ist meiner Meinung nach kein Motor, denn dann müsste ja jeder der unzufriedenen Masse mit zweihundert Sachen durch sein Leben brettern. Aber stattdessen sehe ich nur Stau.

Dennoch kann Unzufriedenheit stark motivieren, genau so wie Neid. Im Grunde ist Neid dasselbe, denn durch den Neid werden wir unzufrieden und kommen in Bewegung. Anders kann Unzufriedenheit aber auch stark bremsen. Sehe ich keine Möglichkeit, die Unzufriedenheit zu beseitigen und an einer Lösung zu arbeiten, verschlechtert sich mein psychischer Zustand.

Nahe der Depressivität stellt man sich als Opfer hin, welches keine Einflussmöglichkeiten sieht, den Zustand zu verändern. Auch hier ist es nur eine Frage der Sichtweise. Als Opfer sehe ich wenig Möglichkeiten, die Sache positiv zu verändern. Doch als Unternehmer, der Verantwortung für seine Situation übernimmt, unternehme ich Dinge um den negativen Zustand zu verändern.

Leider sind wir mutige Entscheidungen nicht mehr gewohnt. Gefangen in der Angst, Gewohnheit und Sicherheit.

Risiken werden nicht mehr eingegangen. Während wir immer weniger Spekulieren und der Sicherheit nachjagen, ist zum Beispiel unser Finanzsystem, auf Spekulation und Risiko aufgebaut. Und was ist das Ergebnis? Die Finanzbranche ist die reichste Branche der Welt. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Fakt ist, man muss sich selbst in den Arsch treten. Und kommen neue schwere Situationen auf einen hinzu, muss man das Vertrauen entwickeln, dass man diese meistern wird und diese bewältigt. Und in der Regel wird man es auch bewältigen und schaffen. Aber, um da hinzukommen, muss man sich erst einmal aufraffen. Aufstehen, raus gehen und machen. Natürlich kann und wird es nicht immer einfach sein. Bei 7 Mrd. verschiedenen Menschen treffen 7 Mrd. Welten aufeinander. Da ist Reibung vorprogrammiert. Hinzu kommen noch die Hürden und Einschränkungen des Systems. Einfach ist das wahrlich nicht. Doch letzten Endes werden schwierige Hürden, die man jetzt bewältigt, in der Zukunft der Vergangenheit angehören. Es sind dann nur noch Erinnerungen, die immer mehr verblassen. Dennoch haben viele Menschen Angst vor Veränderungen. Angst ein Risiko einzugehen. Angst davor zu scheitern und Angst vor der Ungewissheit. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Sind überfordert mit den enormen Möglichkeiten, die sie nutzen könnten. Entscheiden fällt schwer. Und man bleibt auf der Stelle stehen. Stehend sieht man dann die Anderen, wie sie vielleicht durch ihr Leben rasen und innerliche Unzufriedenheit breitet sich aus. Man ist kein schlechter Mensch, man ist lediglich überfordert.


Take it Easy:

Doch warum müssen wir immer so ernst sein?
Warum sind wir so verkrampfte Erbsenzähler, die gerne jammern und sich beschweren?

Zuerst muss ich hier ein bisschen weiter ausholen.

Wir Deutsche sind Vorreiter in diesem Gebiet „Meckern“. Das Land der Dichter und Denker. Das war einmal. Und vielleicht liegt da auch das Problem. Als Nachfahren von intellektuellen Menschen haben wir doch eine sehr gute Basis. Aber wir machen nichts draus. Wir sind doch "eigentlich" gut informiert. Wir wissen doch mehr oder weniger genau, wie es um uns und um die Welt steht.

Aber wir verdrängen es. Wir wollen die Wahrheit nicht ertragen. Und so schauen wir weg.
Wir hatten mal große Träume und Ziele. Aber die mussten wir vernachlässigen und wir mussten lernen gesellschaftsfähig zu werden. Persönliches geriet in den Hintergrund. Ausbildung und ein fester Job, der das Überleben sichern sollte, hieß plötzlich der neue Lebensweg.
Dabei stellen wir uns nicht gerade geschickt an.

"Danach waren im Jahr 2003 nur zwölf Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland engagiert bei der Arbeit und zufrieden mit ihrem Job. Dagegen machen 70 Prozent der Arbeitnehmer nur "Dienst nach Vorschrift" und 18 Prozent haben bereits innerlich gekündigt. " (Quelle: die Zeit)

Die Zahlen sind leider nicht mehr ganz aktuell, aber weiter im Artikel stand, dass die Tendenz steigend ist. Kein wunder, dass es so vielen Menschen schlecht geht.

Sie üben täglich eine Tätigkeit aus, die sie nicht zufrieden macht und das oft bis zur Rente.
Und wenn wir dann noch hören, dass die Rente auf wackeligen Beinen steht und vermutlich nicht mehr allzu lange existieren wird, dann baut sich selbstverständlich Frust auf. Man fühlt sich belogen und verarscht von den Politikern und von dem System. Versprechen werden gebrochen und Lebensziele oder der Traum von einer guten Rente lösen sich in Luft auf.


Des weiteren werden in den Medien Äußerlichkeiten und Wohlstand präsentiert. Vergleichen wir uns mit diesen „Symbolen“ entsteht eine gewisse Unzufriedenheit, da wir nicht über diese Äußerlichkeiten oder nicht über diesen Wohlstand (auch das Glück) verfügen. (Und wir vergleichen uns (bewusst oder unbewusst) ständig mit anderen)  Wir machen diese Faktoren abhängig für Glück und unser Selbst-Wert-Gefühl. Perspektivlosigkeit. Informationsüberflutung der Medien, dazu die einhergehende Dauerbeschallung. Die hinzukommende ungesunde Lebensweise, Probleme, Sorgen und Ängste im privaten Bereich ... mich wundert nichts mehr.

Kein Wunder, dass die Realität und eigene Gedanken verdrängt werden und durch Drogenkonsum betäubt werden. Das Wochenende zur neuen Priorität wird, um einfach mal etwas Abstand von den Dingen nehmen zu können. Und doch gefangen im Alltag, um überleben zu können.

Und Jammern? Meckern? Kritisieren?

Es ist wie ein Ventil. Wir sind, könnte man sagen, (unbewusst) dauergereizt, und wenn dann einmal was nicht nach Plan läuft, wird sofort gemeckert und Dampf abgelassen. Anstatt sich zu kritisieren, warum was nicht läuft, warum man unzufrieden ist, warum man sich nicht traut, den Job zu wechseln, werden dafür andere schuldig gemacht.

Jeder ist ja schließlich doof, außer man selbst. Und jeder hat keine Ahnung, außer man selbst.
Paradoxerweise halten sich aber die wenigsten für die Besten. Die Meisten halten sich für leicht überdurchschnittlich gut. "Ja, es gibt bessere, aber auch viel schlechtere".

Die Unzufriedenheit der Menschen scheint ihnen direkt ins Gesicht geschrieben zu sein. Es fehlt ihnen die Lösung für die Probleme. Hinzu kommen noch zwischenmenschliche Konflikte oder weitere (Schicksals) Schläge, die auf das Gemüt und die Psyche Einfluss nehmen. Um dies alles aushalten und tragen zu können, wird versucht, so wenig wie möglich darüber nachzudenken.

„Das Leben verlangt von den Menschen sehr oft, dass sie Dinge wegstecken müssen, für die sie gar keine Taschen haben.“ Hanna Berheide

Ein sehr beliebter Spruch hierzu ist „Darüber darf man eigentlich gar nicht nachdenken“.
Aber Verdrängung ist nicht die beste Art und Weise mit Problemen umzugehen. Aber um sich den Problemen stellen zu können, muss man psychisch gefestigt sein. Und das sind nur die Wenigsten.
Ist die Psyche gefestigt und das Selbstwertgefühl gestärkt, fällt es uns auch einfacher, uns mit den (verdrängten) Sorgen und Problemen zu konfrontieren. Mit dem Ziel, diese aus der Welt zu schaffen und glücklicher und zufriedener zu leben.

Was können wir nun aktiv tun?
Wir müssen uns und unsere Denkweisen ändern.
Wir müssen uns freimachen, von der ganzen Negativität.
Wir müssen eine gewisse Gleichgültigkeit entwickeln. Das Leben einfach sehen.
Wir werden eh sterben. Also was Solls? Es wäre doch viel schöner seine kostbare Lebenszeit damit zu nutzen, glücklich und gutgelaunt zu sein und das zu machen, was einem Spaß macht. Und dann am Lebensende sagen zu können "verdammt, was habe ich gelebt?! GEIL!"

Aber:
„Menschen ändern sich nicht“. Eine sehr beliebte Ausrede und Verurteilung der Menschen. Wenn es stimmen würde, dass Menschen sich nicht verändern könnten, würden wir (psychisch) voll entwickelt auf die Welt kommen müssen. Lernen würde (laut dieser Aussage) nicht mehr funktionieren, da man sich ja nicht verändern kann. Doch Informationen nehmen Einfluss auf unsere Persönlichkeit, wie z.B. neues (interessantes) Wissen oder neue Aha-Effekte und Weisheiten.
Dabei ist es egal, wie Alt man ist. Neues kann man immer lernen. Auch hier gibt es wieder einen Spruch. „Man lernt im Leben nie aus“. Nun kannst du dich entscheiden. Entweder, du veränderst dich nicht mehr, weil du es angeblich nicht kannst, verurteilst dich wieder selbst und hältst dich damit klein. Oder du gibst zu, dass Menschen, egal welches Alter, lernen und sich verändern können und über sich hinaus wachsen.

Der Grund, warum gesagt wird, dass sich Menschen (älteren Jahrgangs) nicht mehr verändern, liegt daran, dass die Wenigsten noch was lernen oder sich nicht mit der Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzen. In der Kinder- und Jugendzeit ist die Persönlichkeitsentwicklung ein automatischer Prozess, der sich durch Neugier ausdrückt. Diese nimmt mit der Zeit leider ab. Nicht, weil es ein biologischer Prozess ist, welches der Neugier ein Ende setzt, sondern weil die Erziehung, Schule und das System ihre Tribute fordern und die, doch so lästigen, Gewohnheiten uns gefangen halten.

Als Erwachsene müssen wir nun wieder lernen neugierig zu sein. Dinge hinterfragen zu wollen bzw. zu können und Offenheit an den Tag legen. Je offener und neugieriger ich bin, desto mehr kann ich auch lernen. Wer benötigt schon ein TV-Gerät, wenn er die Pracht und die Vielfalt des Lebens entdecken, bestaunen und genießen kann? So was würde einen nur aufhalten.

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